Für die meisten Europäer ist Insektenessen ein Tabu. Dabei sprechen viele Gründe dafür, denn die Krabbeltiere könnten in Zukunft eine wichtige nachhaltige Proteinquelle sein.
Was für geschätzt 2 Milliarden Menschen in Asien, Lateinamerika und Afrika selbstverständlich ist, ruft bei vielen Europäern heute noch Widerwillen hervor: Insekten zu essen kostet hierzulande die meisten Verbraucher zumindest Überwindung, wenn sie es nicht völlig ablehnen. Dabei gelten Heuschrecken, Mehl- und Buffalowürmer vielen Ernährungsexperten als die nachhaltige Proteinquelle der Zukunft. Sind sie doch umweltfreundlich ohne großen Ressourceneinsatz zu erzeugen und können es in Bezug auf den Proteingehalt locker mit Milch, Rindfleisch oder Fisch aufnehmen. Insekten versorgen den Körper mit Omega 3- und 6-Fettsäuren, Spurenelementen und Mineralstoffen wie Magnesium und Phosphor. Außerdem enthalten sie die Vitamine B2 und B12 und alle essenziellen Aminosäuren.
Verkauf ist streng geregelt
Weltweit gibt es ca. 2.000 essbare Insektenarten. Zwei davon sind in der Europäischen Union seit 2021 als „neuartige Nahrungsmittel” (Novel Foods) zugelassen: der Mehlwurm und die Europäische Wanderheuschrecke. Auch Heimchen, Buffalowurm, Kurzflügelgrille, Honigbienen-Drohnenbrut und schwarze Soldatenfliegenlarve dürfen in der EU bis zur endgültigen Zulassung übergangsweise verkauft werden.
Niemand muss allerdings Angst haben, im Restaurant plötzlich Würmer oder Larven als knackig-frische Sättigungsbeilage serviert zu bekommen. Konsumiert werden Insekten in Europa in der Regel gemahlen als Bestandteile von Produkten wie Burger-Pattys, Pasta und Proteinriegeln oder als getrocknete Knabber-Snacks. Die erlaubten Anteile in verarbeiteten Produkten regelt das Gesetz: Kekse dürfen beispielsweise je 100 Gramm Gewicht maximal zehn Gramm Mehlwurm-Mehl enthalten.
Geringer CO2-Ausstoß bei der Produktion
Für die Produktion von 100 Gramm eines verzehrfertigen insektenbasierten Produkts fallen rund 0,15 Kilogramm CO2-Äquivalente an. Das sind dreimal weniger als bei derselben Menge Geflügelfleisch und 20-mal weniger als bei Rindfleisch. Außerdem benötigen Insekten weniger Platz und Futtermittel als andere Nutztiere. Als wechselwarme Tiere brauchen sie keine Energie zur Wärmeerzeugung und können Nährstoffe besser verwerten.
Noch ist die Nische klein und die Vorbehalte gegen den Insektenverzehr groß. Doch nicht nur die zahlreicher werdenden Hersteller, auch die Weltgesundheitsorganisation WHO ist optimistisch, dass Insekten bald auch in Europa einen Beitrag zur nachhaltigeren Proteinproduktion leisten werden. Denn das vor allem im Westen verbreitete Tabu ist noch gar nicht so alt: Die alten Griechen und Römer reichten auf ihren Festen gerne fette Larven – Aristoteles höchstpersönlich hat Rezepte für die Zubereitung von Zikaden verfasst. Maikäfer wurden in Deutschland, Luxemburg und Frankreich sogar bis ins 20. Jahrhundert verzehrt. Warum also nicht einmal einen Insektenburger auf die Snack-Karte setzen? Es muss ja nicht gleich Heuschrecke am Spieß sein …