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Die Zutat der Zukunft: Algen!

Für die meisten Europäer sind sie ein Ärgernis am Strand, das den Badeurlaub vermiest. Dabei sind Algen nicht nur für Menschen in anderen Teilen der Welt alltägliche Nahrung, sondern generell wahre Wunderpflanzen, die unter Experten als besonders nachhaltiges „Lebensmittel der Zukunft“ gelten. Sie wachsen deutlich schneller als Landpflanzen, konkurrieren im Anbau nicht mit den begrenzten landwirtschaftlichen Nutzflächen an Land, binden große Mengen Kohlenstoff und stecken voller wichtiger Nährstoffe.

 

Sind Algen also die Lösung für eine wachsende Weltbevölkerung, deren Fleischhunger nicht mehr mit dem Kampf gegen den Klimawandel vereinbar scheint? Eine Frage, mit der sich immer mehr Lebensmittelproduzenten beschäftigen und an neuen Produkten mit Mikroalgen wie wie Chlorella forschen. „Wir öffnen gerade erst die riesige Schatztruhe der Algen“, sagt Jörg Ullmann, Geschäftsführer und Wissenschaftlicher Projektleiter der Algenfarm Roquette Klötze in Sachsen-Anhalt. „Im Vergleich zur Landwirtschaft ist die Produktion von Algen zur Lebensmittelherstellung mit gerade einmal 70 Jahren eine junge Branche. In dieser kurzen, aber sehr erfolgreichen Geschichte wurden bereits vielfältige Einsatzmöglichkeiten entdeckt. Dabei nutzen wir von den 45.000 Organismen, die wir unter dem Oberbegriff Algen kennen, zurzeit etwa 100. Vermutlich gibt es aber sogar zehnmal so viele in den Weltmeeren.“

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Foto: Roquette Klötze

 

Hoher Vitamin B12-Anteil

Ullmann schätzt, dass bereits heute in 70 Prozent aller verarbeiteten Lebensmittel Algenextrakte als Bindemittel oder Stabilisator vorhanden sind. „Wenn man sich klarmacht, dass wir alle fast täglich Algen zu uns nehmen, wird die Hemmschwelle deutlich geringer“, ist der Diplom-Biologe, der zu den führenden Algen-Experten in Deutschland zählt, überzeugt. Sein Unternehmen in Klötze gehört zu den Pionieren bei der Produktion von Mikroalgen in Europa. In der nach internationalen Standards zertifizierten Anlage wachsen in einem 500 km langen Glasröhrensystem zwölf verschiedene Mikroalgen, vor allem die einzellige Grünalge Chlorella, die in der Lebensmittelbranche aufgrund ihres hohen, bioverfügbaren Vitamin B12-Anteils gefragt ist.

 

„Algen können aber noch viel mehr“, hebt Ullmann hervor. „Sie sind eine hervorragende Protein- und Jodquelle, ermöglichen bei gleichbleibendem Geschmack die Reduktion von Kochsalz in verarbeiteten Lebensmitteln um bis zu 30 Prozent und eignen sich als natürlicher Farbstoff. Darüber hinaus verfügen sie über den höchsten Gehalt aller Lebensmittel an Glutaminsäure und verleihen Produkten so den beliebten Umami-Geschmack. Als gesundes Gemüse aus dem Meer werden Algen übrigens von immer mehr Sterneköchen wiederentdeckt – dabei waren sie früher an Europas Küsten vor allem ein Arme-Leute-Essen.“

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Foto: Viva Maris

 

Viel Licht und sauberes Wasser

Welche Power in den Wasserpflanzen und -organismen steckt, weiß auch Claudia Busse-Uhrig, Geschäftsführerin des Startups Viva Maris, das seit 2015 im Meer zwischen Norwegen, Island und Schottland Makroalgen anbaut. Die Setzlinge werden an Land gezogen und dann auf dem offenen Meer an Tauen angebracht, wo sie aufgrund der natürlichen Lichtverhältnisse in einer Wassertiefe von vier bis fünf Metern wachsen. Das Unternehmen kooperiert mit selbständigen Partnern vor Ort – oft ehemalige Fischer –, die unter anderem die wöchentliche Kontrolle der Felder übernehmen. „Bei der Wahl unserer Anbaugebiete achten wir strikt darauf, dass es in der Nähe keine Besiedlung und keinen Schiffsverkehr gibt“, unterstreicht Busse-Uhrig. „Da Algen das Meerwasser filtern und damit auch Giftstoffe aufnehmen, brauchen wir für die Produktion nicht nur viel Licht, sondern auch sehr sauberes Wasser. Im Mittelmeer oder Asien sind diese Bedingungen häufig nicht mehr gegeben.“

 

Aktuell erntet Viva Maris zwischen fünf und sieben Tonnen Algen pro Jahr und macht daraus Saucen, Brotaufstriche, Shots, pflanzliche Würstchen, Pasta und Gewürze. „Unsere Makroalgen aus dem Meer eignen sich vor allem für Food“, erläutert Busse-Uhrig, „Für Getränke werden Mikroalgen Chlorella und Spirulina bevorzugt.“ Die Produkte zeichnen sich durch einen hohen Gehalt an Vitaminen, Mineralien, Zink, Selen und Jod aus. „Diesen Nährstoffreichtum gibt der Boden auf vielen Feldern an Land überhaupt nicht mehr her“, sagt die Unternehmerin. Sie wünscht sich, dass mehr Verantwortliche in Industrie, Handel und Gastronomie das ungeheure Potenzial von Algenlebensmitteln verstehen und das Thema gemeinsam vorantreiben: „Die Zielgruppe ist vor allem in der jüngeren Generation vorhanden und wird wachsen.“

 

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